Der vielseitige Raab

Er war ein vielseitiger Mann: Wilhem Raab, Volksschullehrer, Kommunalpolitiker, Bürgermeister, Landwirt – hat den Erwerbsobstbau nach Meckenheim gebracht.

Wilhelm Raab mit 70 Jahren

Der Schullehrer

In Weisenheim am Sand wurde Wilhelm Raab am 9. November 1898 geboren. 1919 kam er als Hilfslehrer nach Meckenheim. 1922 heiratete er die Meckenheimerin Hedwig Groß. Hier unterrichtete er, bis er 1961 in den Ruhestand ging. Seit 1924 war er Volksschullehrer, seit 1950 Hauptlehrer und Leiter der protestantischen Volksschule Meckenheim. Daneben initiierte Raab 1921 den Turnerbund Jahn und wurde zu dessen Vorsitzendem gewählt, er gründete 1928 die Gemeindebücherei, war Dirigent des Sängerbundes Heiterkeit, mit dem er 1929 beim großen Sängerfest in Speyer auftrat, und übernahm Ende 1929 auch die Leitung des neugegründeten protestantischen Kirchenchors, die er 1932 aus politischen Gründen abgeben musste.

Kommunalpolitik

Was Raab im Ersten Weltkrieg gesehen und erlebt hatte, heilte ihn von Nationalismus und Kriegsbegeisterung. Im Dritten Reich geriet er mit den Meckenheimer Nazis wiederholt in Konflikt. Sie warfen ihm die Scheiben ein, damit er in Schutzhaft genommen würde, denunzierten ihn, weil er nicht die NSZ-Rheinfront abonnieren wollte oder weil er am Nationalfeiertag nicht mit der Hakenkreuzfahne geflaggt hatte.

Nach dem Krieg setzten ihn die Franzosen am 29.11.1945 als Bürgermeister ein. 1946 führte er die Wählergruppe „Unverbunden“ in die ersten freien Wahlen, die auf Anhieb neun der 16 Ratsmandate gewann. Bis 1948 war Raab damit der erste gewählte Bürgermeister Meckenheims nach dem Krieg. Er setzte sich für seine Bürger ein: Am 29. November 1947 musste er für mehrere Wochen nach Landau in französische Haft, weil er sich geweigert hatte, den Franzosen wie gefordert die gesamte Kartoffelernte abzuliefern – 86 Tonnen seien genug. Der Rest würde nicht einmal für den Eigenverbrauch und die Saatgutreserve der Bevölkerung ausreichen. 1952 bis 1956 stand Wilhelm Raab eine weitere Wahlperiode an der Spitze der inzwischen nach ihm benannten „Wählergruppe Raab“. Aus ihr ist später die Freie Wählergruppe Meckenheim entstanden.

Obstbau aus Leidenschaft

Wilhelm Raab, Sohn eines Landwirts, hatte aus Weisenheim seine Leidenschaft für Erwerbsobstbau mitgebracht, den er auf dem Hof seiner Schwiegereltern einführte. Vorher habe es in Meckenheim nur Nussbäume und große Kirschbäume gegeben. Von Raab lernten die Meckenheimer, wie sie Stachelbeeren, Süß- und Sauerkirschen, Frühzwetschgen, Mirabellen, Schattenmorellen, Äpfel, Birnen und Pfirsiche in großen Anlagen anbauen konnten. Die Meckenheimer schätzten Raab wegen seiner Obstbaukenntnisse. 1924 war er Mitbegründer des Obstbauvereins Meckenheim, auf den 1932 die gemeindeeigene „Obst- und Gemüsebaugenossenschaft“ folgte. Diese Genossenschaft errichtete 1937 die Obstmarkthalle und die erste Spritzbrühmischanlage in der Pfalz. 1958 bis 1969 war Raab Vorsitzender des Obstmarkts. 1947 wurde unter seinem Vorsitz die Meckenheimer Bauern- und Winzerschaft gegründet und aufgebaut.
Wilhelm Raab hat in Meckenheim als Lehrer, Kommunalpolitiker und Landwirt nachhaltige Spuren hinterlassen. Er starb am 25.9.1990 in Meckenheim. Er verdient es, dass wir uns seiner erinnern.

Text: Friedrich Müller

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