Der Feldgeschworene
Die Grundstücksgrenzen und Grenzsteine des Meckenheimer Feldes kannte er wie kein anderer. 50 Jahre lang war Willi Rust Feldgeschworener.
Dieses Ehrenamt gibt es seit rund 500 Jahren. Feldgeschworene wirken bei Festlegung von Grundstücksgrenzen und Flurstücken mit, beim Setzen von Grenzsteinen, arbeiten eng mit Vermessungsbeamten zusammen. Willi Rust hat dieses Amt vorbildlich ausgefüllt.
Er wusste, wie breit der Bergweg war, bei der Mußbacher Flurbereinigung merkte er dass der fehlende Grenzstein zu Meckenheim falsch gesetzt wurde – die nachträgliche Vermessung gab ihm Recht. Den umgedrückten und in die Marlach geworfenen Grenzstein zum Hochdorfer Feld spürte er auf und beaufsichtigte seine Wiedereinsetzung. Bei jeder Grenzwanderung des Gesangvereins war er dabei; als er nicht mehr gut laufen konnte, auf seinem Traktor.
„Seine Kenntnisse gab er gerne weiter. Auf sein Wissen haben wir nicht verzichten können. Er hinterlässt eine große Lücke“, erklärte der Beigeordnete Manfred Ohler, als Willi Rust am 10. November 2012 im Alter von 81 Jahren starb. 40 Jahre war er Vorstandsmitglied der Jagdgenossenschaft gewesen. Aber er vertrat nicht nur die Seite der Landwirte, sondern unterstützte auch die Jäger, wenn sie einen Traktor und Wagen benötigten. 22 Jahre lang, von 1974 bis 1996, vertrat Willi Rust die Freie Wählergruppe im Gemeinderat und setzte sich dort für die Belange der Landwirtschaft und das E-Werk ein. Wer mehr Engagement für das Ehrenamt fordert, muss vor diesem Landwirt den Hut ziehen. Er machte nie viel Aufhebens von seiner Person, aber wenn jemand Hilfe benötigte, half er gerne. Dann war ihm nichts zu viel.
Text: Friedrich Müller