Ein Weltmeister aus Meckenheim? Die Geschichte von dem Ringkampf auf dem Misthaufen erzählte Philipp Müller um 1930 seinem Enkel Karl Müller. Der schrieb sie auf. Etwas Wahres muss dran sein, denn auch Wilfried Rust hat von dieser Geschichte gehört.
Vor hundert Jahren fuhr Johann Leonhard Wernz aus Meckenheim – ein bekannter Frachtfuhrmann, der manchmal mit 14 Pferden die Auswanderer, die nach Amerika wollten, nach Le Havre fuhr – mit Wein nach München. Er tat dies öfters, aber diesmal war es für ihn besonders interessant. Er sah nämlich einen Ringer auftreten, einen Türken, der sich rühmte, der stärkste Mann der Welt zu sein. Jedoch Johann Leonhard Wernz glaubte ihm seine Stärke nicht. Er kannte nämlich Elias Rust, der bei dem Schulzen Zitt Hausknecht war. So redete er mit dem Türken nach dem Auftreten und sagte ihm, dass er nicht der stärkste Mann der Welt sei, sondern Elias Rust, der stärker sei als er. Der Türke regte sich darüber sehr auf, versprach aber dem Wernz, er werde nach Meckenheim kommen und diesem Rust beweisen, dass er doch der stärkste Mann der Welt sei. Johann Wernz fuhr dann wieder nach Hause. Von dem Türken hörte er nichts mehr.
Wo ist der Elias Rust?
Doch eines Tages kam der Weltmeister zu Fuß in Meckenheim an. Sein Ehrgeiz hatte ihn bewogen, den Elias Rust aufzusuchen. So fragte er denn beim Kreuzwirt nach, ob hier ein Hausknecht namens Elias Rust in Dienst sei. Als er eintrat, stand Elias Rust im Hof. Er hatte gerade den Stall gemistet und kehrte nun den Hof. An ihn wandte sich der Türke und fragte, ob der Elias Rust da sei. Dieser verneinte. Er sei eben weggegangen, werde aber bald wieder kommen. Was er denn von ihm wolle, wollte er wissen. Und da erzählte ihm der Türke, dass er in München gehört hätte, der Elias Rust sei stärker als er. Nun sei er gekommen, um mit ihm zu ringen.
Auf dem Misthaufen falle ich nicht so hart
Da stellte Elias Rust den Besen weg. Wenn es weiter nichts sei, hier gebe es noch mehr starke Leute. Er könnte auch ringen, und bis der Rust käme, könnte er ja einstweilen mit ihm einen Gang machen. Der Türke betrachtete ihn von Kopf bis Fuß und lächelte dann, als wollte er sagen: Kind, mit dir werd ich noch fertig. Dann schlug der andere vor, man könne ja den Kampf auf dem Misthaufen ausführen, da werde er nicht zu hart fallen. Der Türke war damit einverstanden.
Sie stürzten sich aufeinander
Die Kämpfer begaben sich auf den Misthaufen. Hier zog Rust langsam seine Joppe aus und krempelte die Ärmel hoch. Der Türke folgte seinem Beispiel und sagte dann: Los! Sofort stürzten sie sich aufeinander. Und sieh: Der Meckenheimer nahm den Türken und warf ihn auf den Mist. Da aber kam der andere in Wut. Blitzschnell stand er wieder auf den Beinen und ging aufs neue gegen seinen Gegner los. Da fasste ihn der andere zum zweiten Mal und warf ihn so, dass er fast vom Misthaufen heruntergefallen wäre.
Du und kein anderer bist Elias Rust
Da rief der Türke: „Den Elias Rust brauche ich nicht länger zu suchen. Ich habe ihn selber vor mir. Du und kein anderer bist Elias Rust.“ So hatte Elias Rust den Weltmeistertitel an sich gebracht. Der Türke verschwand lautlos. Er wird wohl wieder aufgetreten sein, aber ob er etwas von dem neuen Weltmeister erzählte? Ich glaube es nicht. Oder glauben Sie es?
Text: Friedrich Müller